Förderung der emotionalen und sozialen Entwicklung im Unterricht

Das RIM sieht bereits ab Beginn des ersten Schuljahres auf FE I eine umfassende Förderung der emotionalen und sozialen Kompetenzen aller Schülerinnen und Schüler einer Klasse vor. Ziel ist es, die effektive Lernzeit zu erhöhen, sowie die soziale Selbst- und Fremdwahrnehmung und Fähigkeiten der kognitiven emotionalen Selbststeuerung und Konfliktbewältigung zu steigern. Dies soll durch Maßnahmen gelingen, die als evidenzbasiert eingestuft werden können. Dazu zählen bspw. proaktive und reaktive Maßnahmen des Classroom Managements (Evertson & Emmer, 2009). Durch den Einsatz proaktiver Maßnahmen werden Unterrichtsstörungen und Zeiten, in denen Schülerinnen und Schüler unaufmerksam und mit sozialen Konflikten beschäftigt sind, vorgebeugt. Als konkrete proaktive Maßnahme zur systematischen Verstärkung regeladäquaten Lernverhaltens wird im RIM z. B. das KlasseKinderspiel (Hillenbrand & Pütz, 2008) empfohlen. Neben der Verbesserung der Klassenführung und der Reaktionen in schwierigen Erziehungssituationen wird der Einsatz eines gut evaluierten universellen Präventionsprogramms zur Förderung der emotionalen und sozialen Entwicklung empfohlen, z. B. „Friedensstiftertraining“ (Gasteiger-Klicpera & Klein, 2006), „Lubo aus dem All“ (Hillenbrand, Hennemann, Hens & Hövel, 2013) oder das „Verhaltenstraining für Schulanfänger“ (Petermann, Gerken, Natzke & Walter, 2002).

Förderung der emotionalen und sozialen Entwicklung auf Förderebene II

Ausgehend davon, dass bis zu 20 % der Schüler trotz der Förderung auf FE I Verhaltensprobleme zeigen, führt die Lehrkraft ein sog. Grobscreening und bei einem Hinweis auf Auffälligkeiten, zusätzlich die SEVE („Schulische Einschätzung des Verhaltens und der Entwicklung“; Hartke & Vrban, 2010) bzw. SEVO („Schulische Einschätzung des Verhaltens online“; SEVO; Hartke, Vrban & Blumenthal, 2013). Diese Einschätzung ist ein wesentlicher Schritt für den Einsatz der evidenzbasierten Planungshilfen zur schulischen Prävention („Schwierige Schüler – 49 Handlungsmöglichkeiten bei Verhaltensauffälligkeiten“, Hartke & Vrban, 2010) auf FE II und dient einer förderungsorientierten Auswertung. Diese unterstützt die Grundschullehrkraft vor allem darin, einen Handlungsplan zur Erreichung einer gewünschten Soll-Lage zu entwickeln.

Ausgehend von den förderbedürftigen Verhaltensaspekten (z. B. das Sozialverhalten), legt die Grundschullehrkraft fest, welche ein bis zwei Ziele in einem nächsten Förderzyklus von vier bis sechs Wochen im Vordergrund stehen und welche konkreten Maßnahmen angewendet werden. Die Planungshilfen bieten eine Vielzahl unterrichtsintegrierter Handlungsmöglichkeiten, die zur gezielten Förderung auf FE II von der Lehrkraft ausgewählt werden können. Die Förderung auf FE II findet im Klassenunterricht parallel zu den Maßnahmen der FE I statt und wird ggf. von einer Sonderpädagogin bzw. einem Sonderpädagogen temporär unterstützt.

Förderung der emotionalen und sozialen Entwicklung auf Förderebene III

Für Schülerinnen und Schüler mit besonders ausgeprägten sozialen und emotionalen Problemen, bei denen eine unterrichtsintegrierte Förderung auf FE I und FE II nicht ausreicht, um mit ihnen gemeinsam soziale und Verhaltensziele zu erreichen, findet ergänzend eine sonderpädagogische Förderung auf FE III durch die Sonderpädagogin bzw. den Sonderpädagogen statt. Für die im Grundschulbereich am häufigsten vorkommenden Verhaltensauffälligkeiten wird im RIM auf der FE III die Verwendung folgender pädagogisch-psychologisch etablierter Trainingsprogramme empfohlen: das „Training mit aggressiven Kindern“ von Petermann und Petermann (2008), das „Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern“ von Lauth und Schlottke (2009) sowie das „Training mit sozial unsicheren Kindern“ von Petermann und Petermann (2010).


Literatur

Evertson, C.M. & Emmer, E.T. (2009). Classroom Management for Elementary Teachers. N.J.: Pearson.

Gasteiger-Klicpera, B. & Klein, G. (2013). Das Friedensstifter-Training: Grundschulprogramm zur Gewaltprävention. München: Reinhardt.

Hartke, B. & Vrban, R. (2010). Schwierige Schüler: 49 Handlungsmöglichkeiten bei Verhaltensauffälligkeiten. (2. Aufl.). Buxtehude: Persen.

Hartke, B., Vrban, R. & Blumenthal, Y. (2013). Schulische Einschätzung des Verhaltens online. Zugriff am 04.12.2014. Online verfügbar unter: www.lernfortschrittsdokumentation-mv.de

Hillenbrand, C. & Pütz, K. (2008). KlasseKinderSpiel. Spielerisch Verhaltensregeln lernen. Hamburg: Edition Körber-Stiftung.

Hillenbrand, C., Hennemann, T., Hens, S. & Hövel, D. (2013). Lubo aus dem All! – 1. und 2. Klasse. Programm zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen. München: Reinhardt.

Lauth, G.W. & Schlottke, P.F. (2009). Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern (6., vollständig überarbeitete Aufl.). Weinheim: Beltz.

Petermann, F., Natzke, H., Gerken, N. & Walter, H. (2013). Verhaltenstraining für Schulanfänger. Ein Programm zur Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen (3., überarbeitete und erweiterte Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

Petermann, U. & Petermann, F. (2008). Training mit aggressiven Kindern (12., vollständig überarbeitete Aufl.). Weinheim: Beltz.

Petermann, U. & Petermann, F. (2010). Training mit sozial unsicheren Kindern (10., überarbeitete Aufl.). Weinheim: Beltz.