CBM - Was ist das?

Beispiel-CBM für den Lernbereich Mathematik
Beispiel-CBM für den Lernbereich Mathematik

Mithilfe von CBM (curriculum-based measurements bzw. curriculumbasierten Messungen), kann eine an den Lehrplan angepasste Diagnostik des Lernstandes von Schülern stattfinden. CBM werden mehrfach im Verlauf des Schuljahres durchgeführt, sodass es möglich ist, den Lernfortschritt des einzelnen Kindes über jeweils erreichte Punktzahlen in Paralleltests abzubilden. Paralleltest bedeutet dabei, dass der Test zwar aus anderen Aufgaben besteht, diese sich aber im Schwierigkeitsgrad gleichen. Ein Lernfortschritt des Kindes zeigt sich also in einer gestiegenen Punktzahl. Die Messergebnisse können vor dem Hintergrund von Vergleichswerten eingeordnet und interpretiert werden. Bei den Messungen kommt es nicht (nur) darauf an, sämtliche curricular geforderten Kenntnisse zu prüfen. Stattdessen werden einige wenige Fähigkeiten geprüft, die als repräsentativ für ein breiteres Kompetenzspektrum gelten. So korrelieren z. B. die Ergebnisse von Eine-Minute-Lesetests hoch mit den Ergebnissen von umfangreichen Lesetests.
Die Häufigkeit der Anwendung solcher Messungen differiert von wöchentlichem bis monatlichem Einsatz. Folgende Faustregel gilt:

  • Je leistungsschwächer der Schüler, desto kürzer die Abstände zwischen den einzelnen Messungen (bis zu einmal wöchentlich).
  • Je leistungsstärker der Schüler, desto länger die Abstände zwischen den Messungen (einmal pro Monat).

CBM sind kurze Tests, ähnlich einer täglichen Übung, welche durch wiederholten Einsatz den Lernfortschritt in einzelnen spezifischen Kompetenzen in verschiedenen Lernbereichen (z.B. Deutsch, Mathematik) abbilden sollen. Innerhalb einer zeitlichen Vorgabe von meist nur wenigen Minuten sollen die Kinder möglichst viele der gestellten Aufgaben eines Aufgabenblattes lösen.

Einen Überblick über die an der Universität Rostock konzipierten CBM finden Sie hier.


Ein Beispielaufgabenblatt (CBM) für den Bereich Mathematik finden Sie in der Abbildung. Die Schülerinnen und Schüler sollen dabei möglichst viele der fehlenden Zahlen in einer Zeitspanne von einer Minute ergänzen. In den entsprechenden Paralleltests stehen dann andere Zahlenfolgen, bzw. gleiche, aber anders angeordnet.

CBM - Was soll das?

Beispielgraph (Schülerin frei erfunden) einer Lernfortschrittsdokumentation mittels CBM
Beispielgraph (Schülerin frei erfunden) einer Lernfortschrittsdokumentation mittels CBM

CBM dienen dazu,

  • den Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler zu dokumentieren.

Durch den wiederholten Einsatz der Messungen ist es möglich, Lernfortschritt bzw. -stagnation festzustellen und entsprechend zeitnah darauf zu reagieren. Darüber hinaus bieten standardisierte Verfahren einen objektiven Blick auf die Schülerleistungen, d.h. die Wahrnehmung des Leistungsverhaltens von Schülerinnen und Schülern durch Lehrkräfte wird präziser.

  • Risikokinder zu identifizieren, welche spezielle Förderung benötigen.

CBM können dabei helfen, Leistungsrückstände einer Schülerin bzw. eines Schülers festzustellen, sodass ungenügend ausgeprägte Kompetenzen gezielt gefördert werden können.

  • Unterricht bzw. Förderung durch effektivere Maßnahmen zu optimieren.

Mithilfe der in den CBM erzielten Ergebnisse bekommt die Lehrkraft Rückmeldung zum Handlungserfolg des Unterrichts bzw. eine Förderung. Bei bspw. ausbleibenden Erfolgen sollte demnach ein anderes Förderprogramm Einsatz  finden, da das aktuell eingesetzte nicht gewünschte Ergebnisse erzielt.

  • Rückmeldungen an Lehrkräfte, Schülerinnen bzw. Schüler und Eltern zu geben:
    • Die Lehrkraft
      • erkennt durch Beobachten und Vergleichen den Fortschritt der Klasse und des Einzelschülers.
      • kann Rückschlüsse auf die Effektivität des Unterrichts ziehen.
      • kann eine bessere Einordnung der Leistung des Einzelnen vornehmen.
      • erhält Daten für die weitere Förderplanung/ ggf. für die Veränderung der Instruktion.
    • Die Schülerin bzw. der Schüler
      • sieht eigenen Fortschritt.
      • erkennt Ursache-Wirkungszusammenhänge beim Lernen (z.B. Üben und Punktzahl).
      • erhält Motivation durch die Sichtbarkeit des Fortschritts.
    • Die Eltern
      • erhalten Informationen über den Fortschritt des Kindes, der Wirkung dessen und eigener Bemühungen.
  • die Zusammenarbeit von Eltern, Sonderpädagoginnen bzw. Sonderpädagogen etc. zu unterstützen.

Die Daten solcher Lernfortschrittsmessungen können grafisch aufbereitet werden, um einen anschaulichen Überblick über die Leistungsentwicklung der Schülerin bzw. des Schülers zu erhalten (als Beispiel dazu Vgl. die Abbildung). Eine solche Übersicht ermöglicht einen schnellen Vergleich zum Klassendurchschnitt (auch ein Jahrgangsdurchschnitt wäre denkbar) und kann gut in Gesprächen mit Eltern, Sonderpädagoginnen bzw. Sonderpädagogen und weiteren Fachleuten genutzt werden.

CBM – Wie geht das, bzw. wie werden CBM in der Praxis angewendet?

  1. Die Schülerinnen und Schüler werden monatlich mit verschiedenen CBM im Bereich Mathematik und Deutsch geprüft (zu den einzelnen Verfahren der Universität Rostock).
  2. Die Lehrkraft wertet die durchgeführten CBM aus, indem sie alle richtig gelösten Aufgaben zählt. Für ein richtiges Ergebnis erhält die Schülerin bzw. der Schüler einen Punkt.
  3. Die Ergebnisse werden in einer Übersicht für jede Schülerin bzw. jeden Schüler dokumentiert.
  4. Anhand von Vergleichswerten kann ein individueller Richtwert für jede Schülerin bzw. jeden Schüler ermittelt werden, den das jeweilige Kind bis zu einem gewissen Zeitpunkt erreichen soll.
  5. Klassendurchschnitt bzw. weitere Normwerte lassen einen Vergleich zu anderen Schülerinnen und Schülern zu, aber auch der eigene Lernfortschritt jedes Kindes kann beobachtet werden (soziale aber auch individuelle Bezugsnorm).
  6. Anhand der Ergebnisse können Schülerinnen und Schüler mit Schwierigkeiten identifiziert und anschließend gefördert werden. Oft reicht eine Steigerung der Übungsintensität aus, um gewünschte Lernfortschritte zu erzielen (insbesondere beim Lesen). Niedrige CBM-Werte im Rechnen sollten Anlass dafür sein, zu prüfen, ob das Kind die Unterrichtsinhalte verstanden hat.

Internetbasierte Lernfortschrittsdokumentation

internetgestützte Lernfortschrittdokumentation auf der Seite www.Lernfortschrittsdokumentation-MV.de
internetgestützte Lernfortschrittdokumentation auf der Seite www.Lernfortschrittsdokumentation-MV.de

Um Lehrkräfte in der Anwendung und Auswertung von Lernfortschrittsdokumentationen zu unterstützen, wird seit dem Schuljahr 2011/12 über das Institut für Sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation der Universität Rostock ein internetbasiertes System entwickelt und bereitgestellt, dass es ermöglicht, wissenschaftlich geprüfte Testverfahren zur Lernforschrittsdokumentation als Kopiervorlage zu erhalten und darüber hinaus die Erfassung, Speicherung und grafische Aufbereitung erhobener Schülerergebnisse ermöglicht (→www.Lernfortschrittsdokumentation-MV.de).


Literatur

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