Bildungsstandards

Bildungsstandards sind von der Kultusministerkonferenz festgelegte Richtlinien zu den Kompetenzen, die Schülerinnen und Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem Lern- bzw. Fachbereich erreicht haben sollten. Anlass der Entwicklung dieser bundesweit geltenden Bildungsstandards war zum einen die mittelmäßige Position Deutschlands im PISA-Ländervergleich und zum anderen die deutlichen Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern innerhalb Deutschlands.


Classroom Management

„Classroom Management“ (Synonym: „Klassenführung“) umfasst die Maßnahmen, die eine Lehrkraft in der Planung, Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts und seiner Rahmenbedingungen realisiert, um einen störungsfreien und damit lerneffektiven Unterricht zu gewährleisten. Grundlegend wird zwischen vorbeugenden Maßnahmen und reagierenden Maßnahmen unterschieden. Vorbeugende (sog. proaktive) Maßnahmen werden eingesetzt, um Störungen im Unterrichtsablauf möglichst gar nicht entstehen zu lassen und sind Studien zufolge besonders effektiv. Treten dennoch Unterrichtsstörungen auf, helfen reaktive Maßnahmen des Classroom Managements die Reibungslosigkeit des Unterrichtsablaufs wieder herzustellen. Ein gelungenes Classroom Management hilft Unterrichtsstörungen durch Konflikte und mangelnde Disziplin zu minimieren, Auffälligkeiten in der emotionalen und sozialen Entwicklung präventiv zu begegnen, die Nettolernzeit einer Klasse zu erhöhen und eine angenehme Lernatmosphäre herzustellen.


Curriculumbasierte Messverfahren (CBM)

Curriculumbasierte Messverfahren sind Kurztests, z. B. in Form von Aufgabenblättern, die meist innerhalb von einer bis fünf Minuten bearbeitet und wöchentlich bis monatlich eingesetzt werden. Die Lehrkraft erhält dadurch einen Überblick über den aktuellen Leistungsstand und die Leistungsentwicklung eines Kindes sowie der ganzen Klasse. Ein bedeutender Vorteil der Dokumentation der Lernentwicklung durch CBM liegt darin, dass Schülerinnen bzw. Schüler mit einer unzureichenden Lern- und Leistungsentwicklung frühzeitig erkannt werden, da CBM in kurzen zeitlichen Abständen eingesetzt werden können.

→Hier finden Sie detailliertere Informationen zum Thema CBM.

→Hier finden Sie eine Übersicht über die im Rahmen des Rügener Inklusionsmodells konzipierten CBM.


Cut off-Wert

Ein Cut off-Wert (Synonym: Trennwert, Grenzwert) ist ein festgelegter Wert, der Personen hinsichtlich eines bestimmten Merkmals in Gruppen einteilt (meist auffällig vs. unauffällig) und zusätzlich die Einschätzung eines Testergebnisses erleichtert. Beispielsweise würde ein Cut off-Wert von 15 Punkten in einem Lese- oder Mathematiktest bedeuten, dass die Leistungen oberhalb eines Punktwertes von 15 als unauffällig zu bewerten sind und Werte von 15 oder kleiner als auffällig einzuordnen sind.


Datenbasierte Entscheidungsfindung

Unter einer datenbasierten Entscheidungsfindung versteht man die Ableitung von Fördermaßnahmen auf Grundlage der Ergebnisse, die ein Kind in standardisierten Testverfahren, z. B. Screenings und CBM , erzielt hat. Zeigt ein Kind den Ergebnissen der CBM zufolge über mehrere Wochen keinen Leistungszuwachs oder sogar eine rückläufige Entwicklung, wird auf der Grundlage dieser Daten über konkrete Fördermaßnahmen entschieden.


Diagnostik, quantitative und qualitative

Durch eine quantitative und/ oder qualitative Diagnostik können kognitive, schulische, emotionale und soziale Merkmale einer Person mit Hilfe wissenschaftlich entwickelter Methoden erfasst und beurteilt werden. Im schulischen Kontext dient Diagnostik beispielsweise der Analyse individueller Stärken und Schwächen eines Kindes sowie der Identifikation von Lernstörungen, Hochbegabung, sprachlichen, emotionalen oder sozialen Auffälligkeiten und Besonderheiten. Auf der Basis der diagnostischen Ergebnisse lassen sich konkrete Empfehlungen zu individuell geeigneten Fördermaßnahmen treffen. 

Sollen Fördermaßnahmen abgeleitet werden, reicht ein rein quantitatives diagnostisches Vorgehen, das einen Vergleich mit einer Vergleichsnorm gleichaltriger Kinder (Normwert) liefert, nicht in jedem Fall aus. Daher sollte diese ggf. um eine qualitative Diagnostik ergänzt werden, mit deren Hilfe z. B. spezifische Fehlermuster ermittelt werden können. Beispielsweise könnte in einem Mathematiktest die quantitative Diagnostik auf einen Prozentrang  von 12 verweisen, was einer unterdurchschnittlichen Leistung entspricht. Durch eine qualitative Diagnostik ließe sich zusätzlich überprüfen, ob die Ergebnisse des Kindes typische Muster aufweisen, z. B. eine Abweichung um ±1, was auf eine zählende Rechenstrategie hindeutet.


Differenzierung

Differenzierung ist ein Sammelbegriff für alle organisatorischen, didaktischen und methodischen Handlungen einer Lehrkraft, um eine optimale Förderung aller Kinder innerhalb einer Lerngruppe bzw. Schulklasse zu gewährleisten.


Diskrepanzkriterium

Das Diskrepanzkriterium beschreibt einen Unterschied in der Leistungsfähigkeit zwischen mindestens zwei Entwicklungs- bzw. Lernbereichen. Zur amtlichen Feststellung von Lese-Rechtschreib- oder Rechenstörungen muss beispielsweise eine Diskrepanz zwischen dem Niveau der Lese-Rechtschreib- bzw. Rechenfähigkeit und den intellektuellen Fähigkeiten von 1,5 Standardabweichungen vorliegen. Innerhalb des letzten Jahrzehnts ist die Anwendung des Diskrepanzkriteriums zur Feststellung von hohem pädagogischem Förderbedarf sehr in die Kritik geraten, da eine erhebliche Anzahl von Kindern das Diskrepanzkriterium nicht erfüllte und damit trotz gravierender und oft symptomatisch gleich gearteter Lernprobleme keine Zuweisung von Förderressourcen erhielt.


Empirisch

Empirisch bedeutet, dass die Ergebnisse einer Untersuchung durch objektive Beobachtungen gewonnen wurden (z. B. standardisierte Tests, Experimente) und beliebig oft mit vergleichbarem Ergebnis wiederholt werden könnten. Gilt z. B. ein Unterrichtsmaterial in seiner Wirksamkeit als „empirisch belegt“, bedeutet das so viel wie „wissenschaftlich belegt“.


Entwicklungsstörungen

Entwicklungsstörungen unterteilen sich in spezifische bzw. umschriebene und in tiefgreifende Entwicklungsstörungen. Die spezifischen bzw. umschriebenen Entwicklungsstörungen beziehen sich auf einen Entwicklungsbereich, z. B. auf die Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten. Dabei ist die Entwicklung des Sprechens und der Sprache weitgehend isoliert gestört, weitere Entwicklungsprobleme, z. B. der kognitiven, der sensorischen oder der sozial-emotionalen Ebene, dürfen nicht so erheblich sein, als dass sie die sprachliche Entwicklungsstörung verursacht haben könnten. Tiefgreifende Entwicklungsstörungen sind dagegen sehr viel umfassender und gekennzeichnet durch eine Beeinträchtigung der Kommunikation und der sozialen Beziehungen sowie durch ein beschränktes Repertoire an Aktivitäten. Diese Störungen, z. B. Autismus, sind angeboren oder im frühesten Kindesalter erworben. Die Entwicklung ist zu keinem Zeitpunkt dem Alter entsprechend und erste Symptome zeigen sich bereits vor dem dritten Lebensjahr.


Evaluation(sstudie)

Unter Evaluation wird die Bewertung bzw. Wirkungskontrolle von Verfahren, Projekten oder Prozessen verstanden. Es wird untersucht, ob und inwieweit etwas geeignet erscheint, einen angestrebten Zweck zu erfüllen. Eine Untersuchung, deren Ziel es ist z. B. ein Verfahren oder ein Konzept zu bewerten, wird als Evaluationsstudie bezeichnet.


Evidenzbasierung/ evidenzbasierte Materialien

Evidenzbasierung bedeutet, dass über ein Unterrichtsmaterial (z. B. das Marburger Rechtschreibtraining; Schulte-Körne & Mathwig, 2009), ein Therapiekonzept (z. B. Kontextoptimierung; Motsch, 2010) oder auch für eine didaktische Methode (z. B. Differenzierung, tutorielles Lernen) Studien durchgeführt wurden, in denen sich die Konzeption als wirksam im Vergleich zu anderen erweist. So hat sich z. B. das Klauer Denktraining in über 90 Untersuchungen als sehr wirksam erwiesen.


Explizites Unterrichten/ explizite Instruktionen

Unter expliziter Instruktion (auch direkte Instruktion) lassen sich alle Lehr-Lernarrangements einordnen, in denen die Lehrkraft neue bzw. nicht verstandene Informationen präsentiert und den Lernprozess bis zur sicheren Festigung und Verankerung der neuen Inhalte im Langzeitgedächtnis des Schülers steuert. Dabei bezieht sich der Begriff auf alle Phasen des Lehr-Lernprozesses, angefangen bei der Aktivierung des Vorwissens, der ersten darauf bezogenen Darstellung der neuen Wissenselemente, der Gestaltung vielfältiger, aufeinander bezogener Übungen bis hin zur Festigung und Abgrenzung dieses Wissens von anderen Inhalten. Entsprechend wichtig ist die sorgfältige Planung einer günstigen Aufteilung und Reihung des anzueignenden Wissens.


Förderplankonferenz

Unter einer Förderplankonferenz wird die Zusammenkunft aller an der Förderung oder am Unterricht eines Kindes beteiligter Pädagogen verstanden. Es können an einer Förderplankonferenz auch weitere Personen, wie externe Fachleute (u. a. Logopäden, Mitarbeiter des Jugend- oder des Sozialamtes), teilnehmen. Ziel ist es, die bisherige Förderung des Kindes hinsichtlich seiner Effektivität zu beurteilen und weitere Fördermaßnahmen kurz- und mittelfristig festzulegen. Diese Maßnahmen werden im Förderplan detailliert unter Berücksichtigung von Zielen, Zeitstruktur, eingesetzten Methoden und Verfahren festgehalten.


Formative Evaluation des Unterrichts/ der Förderung

Die formative Evaluation des Unterrichts bzw. der Förderung umfasst alle Maßnahmen zur Erfassung von Schülerdaten, welche als Grundlage zur Einschätzung des gegenwärtigen Unterrichts- bzw. Förderprozesses dienen. Ausgehend von dieser Datenlage sollten Rückschlüsse über die Wirksamkeit der eingesetzten pädagogischen Maßnahmen gezogen und ggf. notwendige Modifikationen vorgenommen werden.

→Als eine wichtige Methode zur Unterrichtsevaluation sind die Curriculumbasierten Messverfahren (CBM) zu nennen.


Gütekriterien

In empirischen Untersuchungen unterscheidet man Haupt- und Nebengütekriterien. Zu den Hauptgütekriterien zählen Objektivität (= Unabhängigkeit vom Anwender), Reliabilität (= keine Beeinflussung der Ergebnisse durch Messfehler) und Validität (= Gültigkeit der gemessenen Ergebnisse). Zu den Nebengütekriterien zählen u. a. die Wirtschaftlichkeit, die Anwendungsfreundlichkeit oder die Nützlichkeit.


Heterogenität

Der Begriff Heterogenität bezieht sich auf die Verschiedenheit eines Merkmals oder mehrerer Merkmale innerhalb einer Gruppe. Innerhalb des Settings Schule lassen sich nach Roßbach und Wellenreuther (2002) vier verschiedene Hauptmerkmale für Heterogenität unterscheiden: die Wissensbasis (= Schüler einer Klasse verfügen über unterschiedliche Kenntnisse in unterschiedlichen Wissensbereichen), die Intelligenz (= Schüler unterscheiden sich in ihrer Fähigkeit, Informationen aufnehmen, speichern, in vorhandenes Wissen integrieren und wieder abrufen zu können), die Motivation (= Schüler unterscheiden sich in ihrer Lernlust oder ihren Ängsten) und die Meta-Kognition (= Schüler unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Strategien der Problembearbeitung, der Problemlösung und der Beurteilung ihrer eigenen Problemlösung). Darüber hinaus gibt es noch weitere Kriterien, wie Alter, Geschlecht, Sprache oder sozioökonomischer Hintergrund, die Heterogenität ausmachen.


Inklusion/ Integration

Der Begriff Inklusion meint in seinem pädagogischen Verständnis einen uneingeschränkten Zugang und die Zugehörigkeit zu allgemeinen Kindergärten und Schulen des sozialen Umfeldes. Im inklusiven Kontext haben die Pädagogen die Aufgabe den individuellen Bedürfnissen aller Kinder zu entsprechen und sie damit als selbstverständliche und gleichberechtigte Mitglieder der Gemeinschaft anzuerkennen. Dabei passt sich nicht das Kind dem System Schule an, sondern die Schule solle sich umgekehrt dem jeweiligen Kind und seinen Bedürfnissen anpassen. In Abgrenzung dazu meint Integration, dass ein Schüler sich den schulsystemischen Ansprüchen unterzuordnen habe. Übereinstimmung über Begriffsverständnis bzw. Abgrenzung beider Begriffe herrscht in der gegenwärtigen Fachliteratur nicht, häufig werden beide Begriffe synonym verwendet (Expertenkommission, 2012).


Kernkompetenzen

Kernkompetenzen beziehen sich auf die wichtigsten im Bereich Schule zu erwerbenden Kompetenzen wie Lesen, Rechtschreiben und Rechnen.


Mindeststandards

Mindeststandards (synonym: Minimalstandards) gehören zu den allgemeinen Bildungsstandards . Sie beschreiben das Minimalniveau einer Kompetenz, das alle Schüler einer bestimmten Klassenstufe erreichen sollten. Beim Unterschreiten von Minimalstandards sind umfassende Fördermaßnahmen zu realisieren, die sicherstellen, dass die jeweiligen Schüler in absehbarer Zeit die Mindeststandards der jeweiligen Kompetenz erreichen.


Nettolernzeit

Der Begriff Nettolernzeit (synonym: aktive Lernzeit) beschreibt die Zeit, in der sich ein Schüler aktiv mit einem Lerngegenstand auseinandersetzt. Studien weisen für Klassen mit einem gelungenen Classroom Management einen höheren Anteil aktiver Lernzeit bzw. -Nettolernzeit als für Klassen mit einem nicht ausreichenden Classroom Management.


Normwert

Standardisierte Testverfahren geben sog. Normwerte an, um die individuelle Testleistung eines Kindes in Bezug zu den Ergebnissen einer repräsentativen Vergleichsstichprobe zu setzen und einzuordnen. Dazu werden die Punktwerte eines Tests (auch als Rohwerte bezeichnet) in standardisierte Normwerte wie z. B. T-Werte oder Prozentränge umgewandelt. Diese Umwandlung erleichtert die Einschätzung der individuellen Leistung, z. B. als unter-, über- oder durchschnittliche Leistung.


Normbereich

Der Normbereich kennzeichnet den sog. Durchschnittsbereich, also den Bereich, in dem die durchschnittliche Leistung liegt. So liegt der Norm- bzw. Durchschnittsbereich des IQ beispielsweise zwischen 85 und 115 IQ-Punkten. D. h. wenn zwei Kinder einen Intelligenztest bearbeiten, für ein Kind ein IQ von 93 IQ gemessen wurde und für das andere Kind ein IQ von 110, liegen beide Kinder im Normbereich. Hingegen würde ein Kind mit einem IQ kleiner 85 unter dem Durchschnitt liegen und ein Kind mit einem IQ über 115 über dem Durchschnitt.


Phonologische Bewusstheit

Unter phonologischer Bewusstheit wird die Fähigkeit verstanden, über die lautliche Struktur von Sprache (Phonologie) zu reflektieren. Dazu müssen Kinder ihre Aufmerksamkeit weg von der Bedeutung eines Wortes hin zur lautlichen Struktur lenken. Es lassen sich die phonologische Bewusstheit im weiteren Sinne (= Erkennen größerer phonologischer Einheiten wie Silben, Reime) und die phonologische Bewusstheit im engeren Sinne (= Erkennen kleinerer phonologischer Einheiten, wie Laute) unterscheiden. Bei der phonologischen Bewusstheit im weiteren Sinne, über die Kinder im Vorschulalter verfügen sollten, kann das Kind Wörter in Silben strukturieren, die Länge von Wörtern beurteilen (Was ist länger? Regenwurm oder Kuh?) oder erkennen, ob sich Wörter reimen. Die phonologische Bewusstheit im engeren Sinne entwickelt sich im fortgeschrittenen Vorschulalter und im Grundschulalter, v. a. wenn die Kinder die Schriftsprache erwerben. Dann sind Kinder in der Lage, Laute (= Phoneme) als Einzellaute zu erkennen, Anlaute voneinander zu unterscheiden, aus Lauten Wörter zu bilden oder Wörter in Laute zu zerlegen.


Prävention

Der Begriff Prävention bezeichnet alle Maßnahmen, die einer unerwünschten Entwicklung entgegen wirken. Nach Caplan (1964) lassen sich primäre, sekundäre und tertiäre Prävention unterscheiden. Innerhalb primärer Prävention wird versucht durch Aufklärung oder konkrete (Förder-)Angebote das Auftreten von unerwünschten Entwicklungen, z. B. Schwierigkeiten in Mathematik, zu verhindern. Innerhalb sekundärer Prävention geht es darum, Problementwicklungen so früh wie möglich zu erkennen und effektiv zu behandeln, um eine Ausweitung zu verhindern. Tertiäre Prävention zielt darauf ab, bereits vollständig vorliegende Entwicklungsprobleme zu behandeln und Sekundärstörungen (= Folgeschäden) zu verhindern bzw. zu verringern.


Präventionsgutachten

Das Präventionsgutachten ist ein sonderpädagogisches Gutachten, welches alle erforderlichen Standards an ein Gutachten zur Feststellung von sonderpädagogischem Förderbedarf erfüllen sollte. Die Erstellung eines Präventionsgutachtens erfolgt allerdings nicht mit dem Ziel der „Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs“ , sondern zur Darstellung einer lernprozessbegleitenden Diagnostik und zur Begründung der einzusetzenden Förderung. Entstehen bei einem Kind trotz erheblicher Förderbemühungen zunehmende und langanhaltende Leistungs- und Entwicklungsrückstände, sollten die pädagogische Situation und die individuellen Lernverläufe des Kindes differenziert beschrieben werden, indem Art und Ausmaß der Rückstände präzise dargestellt und das Bedingungsgefüge der Problematik analysiert werden. Auf dieser Basis wird der individuelle Förderplan für das Kind angepasst.


Progress Monitoring

Unter progress monitoring wird die wiederholte, möglichst standardisierte, Messung von Schülerleistungen in schulischen Lernbereichen wie Lesen, Rechtschreiben oder Mathematik verstanden. Das Ziel dieser fortlaufenden Messungen besteht darin, die Entwicklung – meist unter Verwendung von CBM – zu erfassen. Die Ergebnisse bzw. Entwicklungsverläufe ermöglichen die Einschätzung der individuellen Leistung im Vergleich zu einer Vergleichsnorm und bilden die Grundlage für Förderentscheidungen.


Prozentrang

Der Prozentrang ist ein statistischer Kennwert, der die Position einer individuellen Leistung innerhalb einer Vergleichsgruppe kennzeichnet. Er gibt an, wie viel Prozent der Vergleichsgruppe eine bessere, gleich gute oder schwächere Leistung erreichen. Wenn die Leistung eines Kindes einem Prozentrang von 75 entspricht, bedeutet das, dass 75 Prozent der Kinder der Vergleichsnorm des Testverfahrens eine gleiche oder eine schlechtere Leistung erzielten und 25 Prozent eine bessere.


Responder/ Non-Responder

Das englische Wort „response“ bedeutet so viel wie reagieren, rückmelden oder antworten. Ein Responder ist im schulischen Kontext demnach ein Kind, das auf den bisherigen Unterricht und die Förderung mit den erwarteten Lernfortschritten reagiert. Bleiben angemessene Fortschritte aus, bezeichnet man das Kind als Non-Responder. Um einen Non-Responder zu den gewünschten Lernfortschritten zu führen, müssen die Unterrichts- und Fördermaßnahmen so lange an die individuellen Fähigkeiten des Kindes angepasst und kontinuierlich dokumentiert werden, bis gewünschte Lernfortschritte eintreten (Monitoring ).


Response to Intervention (RTI)

Der Response to Intervention-Ansatz stammt aus den USA und bildet einen konzeptuellen Rahmen für ein präventiv ausgerichtetes Beschulungskonzept. Response to Intervention meint so viel wie Reaktion auf den Unterricht bzw. die Förderung. Ein wesentliches Ziel des RTI-Ansatzes ist daher die kontinuierliche Überprüfung, ob Schüler gewünschte Leistungsfortschritte erzielen, also auf den derzeitigen Unterricht und die Förderung positiv reagieren. Im Falle von Leistungsstagnationen oder -rückschritten sollte der Lehrer frühzeitig intervenieren und den Unterricht sowie die Förderung systematisch, zielgenau und kontinuierlich anpassen, damit mangelnde Unterrichts- und Förderqualität als Ursachen für Lern- und Entwicklungsstörungen ausgeschlossen werden können. Dazu werden innerhalb eines Beschulungskonzeptes nach dem RTI-Ansatz mehrere Einzelkomponenten miteinander verbunden: Mehrebenenprävention , die datengeleitete Entscheidungsfindung , das (progress) monitoring und der Einsatz evidenzbasierter Materialien in Unterricht und Förderung.


Screening

Im pädagogischen Bereich versteht man unter einem Screening (engl. = rastern, aussieben) ein Testverfahren, das eine Art groben Filter darstellt und dazu dient, innerhalb eines bestimmten Leistungsbereiches die Leistungswerte der Kinder zu klassifizieren, z. B. unauffällig/ auffällig, Risiko/ kein Risiko, oder auch normal/ grenzwertig/ auffällig. Screeningverfahren zielen daher darauf ab, Kinder mit unterdurchschnittlichen Fähigkeiten oder Risiken in den Entwicklungs- und Lernbereichen rechtzeitig zu erfassen, um die Kinder dann ggf. differenzierter zu diagnostizieren und eine entsprechende Förderung zu ermöglichen.


Sonderpädagogischer Förderbedarf

Der Begriff sonderpädagogischer Förderbedarf wurde 1994 mit den "Empfehlungen zur sonderpädagogischen Förderung in den Schulen der Bundesrepublik Deutschland" der Kultusministerkonferenz eingeführt. Er ist eine Übersetzung aus dem Englischen (= special educational needs) und stellt fest, inwieweit besondere Hilfen zur Teilhabe und zum Erreichen von Bildungszielen bei Schülern erforderlich sind. Sonderpädagogischer Förderbedarf ist bei Kindern und Jugendlichen anzunehmen, die in ihrer schulischen Entwicklung und beim Übergang in den Beruf besondere pädagogische Unterstützung benötigen, um die Bildungsziele zu erreichen, die den jeweils individuellen Möglichkeiten entsprechen.


Wait to fail-Prozess

Im Sinne eines wait to fail-Vorgehens (engl. = warten bis zum Versagen) wird so lange mit der Zuweisung von Förderressourcen gewartet, bis die Leistungen eines Kindes oder sein Entwicklungsstand bereits sehr stark vom Stand der Altersgleichen abweichen. Anstatt vor der Ausprägung sonderpädagogischen Förderbedarfs umfassende präventive Maßnahmen zur Verhinderung derselben einzusetzen, muss im wait to fail-Ansatz erst die Grenze zur Diagnosestellung überschritten werden. Bei einem wait to fail-Vorgehen ist eine frühe Intervention bzw. die Prävention sonderpädagogischen Förderbedarfs nicht möglich.