Ziele der Praxisbegleitung

Grundsätzlich zielt die Praxisbegleitung auf

  • eine verbesserte Analyse und Bewältigung von Störungen und Problemen im Unterricht,
  • eine Verbesserung der Qualität von Unterricht und Förderung durch eine gesteigerte Nutzung der im RIM enthaltenen evidenzbasierten Förderansätze und
  • eine Weiterentwicklung von professionellen Kompetenzen bei Lehrkräften und Schulleitungen ab.

Diese Ziele heben auf eine gesteigerte Implementation des RIM-Konzeptes an den Schulen ab. Sie sollen auf der Basis einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den jeweiligen Grundschul- sowie Sonderpädagoginnen und -pädagogen und Schulleitungen vor Ort, also aller beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen, erreicht werden.

Grundlegend dabei ist, dass das zu beratende Team im Sinne allgemeiner Grundsätze von Beratung und Supervision Respekt und Wertschätzung erfährt und statt einer Beurteilungssituation eine gemeinsame Lösungsorientierung, gekennzeichnet durch Kooperation, im Zentrum der Beratungen steht (gleichberechtigte Kooperation zugunsten konkreter Hilfen für Schülerinnen und Schüler sowie eines tieferen Verständnisses des RIM bzw. einzelner Konzeptelemente). Direktive Beratungsmethoden werden erfahrungsgemäß von Lehrkräften mit langjähriger Berufserfahrung abgelehnt. Um Kooperation zu gewährleisten, wurde die Arbeit des PBT entsprechend des aktuellen Diskussionsstandes über Beratung konzipiert und als der Praxisbegleitung zugrunde gelegter Beratungsansatz die „Kooperative Beratung“ ausgewählt (Mutzeck, 2008a).

Beratungsansatz

Handlungsleitend für die Praxisbegleitung ist das aktuelle Erfahrungswissen und der damit verbundene fachliche Diskussionsstand über Beratung in der Schule. Als Ziele von Beratung mit Lehrkräften finden sich beispielsweise bei Schlee und Mutzeck (1996) u. a.:

  • problematische Belastungen besser bewältigen,
  • die Unterstützung und Weiterentwicklung von Professionalität,
  • Entwicklung von Handlungsperspektiven für schwierige Situationen,
  • eine Verbesserung des Arbeitsklimas und
  • veränderte Schulstrukturen (S. 13).

Analysiert man die einschlägige Fachliteratur über Beratung und verwandte Konzepte (z. B. Supervision, Coaching, Organisationsentwicklung), besteht zwischen den Autorinnen und Autoren über wesentliche Charakteristika von Beratung ein weitreichender Konsens. Beratung ist zu verstehen als

  • Hilfeleistung eines Beraters gegenüber einem oder mehreren Ratsuchenden,
  • mit dem Ziel einer besseren Bewältigung einer (beruflichen) Belastungssituation durch die unterstützte Person selbst (= Hilfe zur Selbsthilfe),
  • durch ein methodisch gesteuertes Vorgehen der Beraterin bzw. des Beraters (oder Supervisors/Coaches).

Das zentrale Beratungskonzept der Arbeit auf Rügen ist die „Kooperative Beratung“ von Mutzeck (2008a, 2008b). Das Grundmodell umfasst neun Beratungsschritte:

  1. 1Einführung,
  2. Beschreibung des Problems und Ressourcenerkundung,
  3. Perspektivwechsel,
  4. Analyse des Problems,
  5. Zielbestimmung,
  6. Erarbeitung von Handlungswegen,
  7. Entscheidungsfindung,
  8. Planung von Handlungsschritten und deren Umsetzung,
  9. Begleitung der Handlungsschritte und Nachbereitung der Beratung.

Mutzeck hat sein Beratungskonzept als „Baukastenmodell“ angelegt, indem mithilfe der genannten Schritte und Elemente (detailliert Mutzeck 2008a, 2008b) verschiedene Herausforderungen innerhalb von Beratungssituationen gemeistert werden können.

Umsetzung der Praxisbegleitung

Das Angebot der Praxisbegleitung wurde in Fortbildungen erläutert, zudem wurden die Schulen schriftlich hierüber informiert. Der freiwillige Charakter der Praxisbegleitung wurde bei der Information über das Angebot betont. Gleichzeitig wurde für die Nutzung der Praxisbegleitung geworben, indem auf deren Chancen hingewiesen wurde. Grundlagen der Praxisbegleitung sind eine vertrauensvolle Kommunikation zwischen Lehrkräften und Praxisbegleiterin bzw. Praxisbegleiter und klare Arbeitsabsprachen. Bei den beteiligten Personen sind durch entsprechende Fortbildungen Grundkenntnisse über Beratung vorhanden.

Eine vertrauensvolle und gleichzeitig ergebnisorientierte Zusammenarbeit bedarf eines Mindestzeitraumes der Umsetzung. Ein Kooperationszeitraum von mindestens sechs Wochen sollte im Vorfeld festgelegt werden. Die Begleitung erfolgt ein- bis zweimal in der Woche für drei bis vier Unterrichtsstunden. Empfehlenswert ist ebenso die Teilnahme an einer Teambesprechung. Individuelle Absprachen aufgrund schulinterner Vorgänge sind möglich. Eine Dauer von maximal zwölf Wochen sollte nicht überschritten werden.

Phasen der Begleitung

Die Praxisbegleitung findet in der Regel in sechs Phasen statt. Die unten stehende Abbildung stellt das Vorgehen zusammenfassend dar.

Phasen und Elemente der Praxisbegleitung im RIM bzw. in der PISaR

Das Angebot einer Praxisbegleitung als Beratung und Unterstützung wurde im Schuljahr 2013/14 von 35 % (N = 8) der insgesamt 23 Grundschullehrkräften, von 71 % (N = 10) der insgesamt 14 Sonderpädagoginnen und -pädagogen und von 92 % (N = 11) der insgesamt 12 Schulleitungen im RIM wahrgenommen. Die durchschnittliche Dauer der Beratung betrug sechs Wochen.

Folgende Aspekte unterstützen nach Einschätzung des PBT das Zustandekommen eines Begleitprozesses:

  • eine positive Einstellung der Schulleitung gegenüber dem Unterstützungsangebot und deren Hinweise auf das Angebot,
  • ein persönliches Vertrauensverhältnis zwischen den Praxisbegleitern und den Lehrkräften,
  • Kenntnisse in den Schulen über Ziele und Methoden von schulischer Beratung sowie des Angebots „Praxisbegleitung“,
  • eine verlässliche Terminvergabe zur zeitlichen Planung der Beratung,
  • eine regelmäßige Anwesenheit des Beraters in der jeweiligen Schule.

Inhaltliche Schwerpunkte der Praxisbegleitung waren

  • Coaching bei der Förderplanung und Förderung,
  • Beratung zu konzeptionellen und organisatorischen Fragen (z. B. Unterstützung bei der Anpassung der Schulorganisation zur Umsetzung des Mehrebenenkonzeptes mit allen dafür benötigten Teamstrukturen),
  • spezifische Fachberatung (z. B. Klärung von fortbildungsbezogenen Fragen zur Anwendung von Fördermaterialien und -methoden),
  • Unterstützung in Einzelfällen (z. B. schülerbezogen durch die Moderation einer Förderplankonferenz).

Mutzeck, W. (2008a). Kooperative Beratung. Grundlagen, Methoden, Training, Effektivität (6., überarbeitete und erweiterte Aufl.). Weinheim: Beltz.

Mutzeck, W. (2008b). Methodenbuch Kooperative Beratung. Supervision, Teamberatungen, Coaching, Mediation, Unterrichtsberatung, Klassenrat. Weinheim: Beltz.

Schlee, J. & Mutzeck, W. (1996). Supervision für Lehrerinnen und Lehrer. In J. Schlee & W. Mutzeck (Hrsg.), Kollegiale Supervision. Modelle zur Selbsthilfe für Lehrerinnen und Lehrer (S. 9-22). Heidelberg: Winter.